Der Arbeitsvertrag zwischen Dennis Grote und Rot-Weiss Essen gilt bis zum 30. Juni 2022. Doch nach dem Flirt des RWE-Kapitäns mit Preußen Münster, stellen sich eigentlich nur noch zwei Fragen: Verzichtet RWE auf Grotes Dienste bis zum Saisonende und setzt ihn bis zum 30. Juni 2022 auf die Tribüne - oder: verzeiht RWE seinem Kapitän den Flirt mit Münster und begrüßt diesen am 3. Januar 2022 wieder zum Trainingsauftakt?
Denn Fakt ist, dass er eine Wechsel-Freigabe ins Münsterland von RWE nicht erhalten wird. Absolut richtig, dass RWE so handelte. Denn es kann natürlich nicht sein, dass ein direkter Konkurrent im Titelkampf mit einem RWE-Spieler, hier sogar dem Kapitän, verstärkt wird.
Damit hat sich Grote aber auch schon abgefunden. Stellt sich eigentlich nur noch die Frage: Warum dann überhaupt das ganze Theater? Denn was ist passiert: Dennis Grote hat in den vergangenen Wochen ein attraktives Angebot über dreieinhalb Jahre - 18 Monate als Spieler und einen Anschlussvertrag für 24 Monate als Funktionär - vom RWE-Ligakonkurrenten erhalten. Und: er ist ehrlich, offen und transparent mit der Offerte umgegangen, indem er es seinen Verantwortlichen um Trainer Christian Neidhart, Sportchef Jörn Nowak und Boss Marcus Uhlig mitteilte. Die Antwort des Führungstrios der Rot-Weissen war unmissverständlich: Nein! Es gibt keine Freigabe. Was macht Grote? Er respektiert und akzeptiert nach eigener Aussage - siehe RevierSport-Interview - die Haltung der RWE-Verantwortlichen.
Warum die Fans dann auf die Barrikaden gehen und den 35-jährigen Leistungsträger, der sich bei RWE nichts zu Schulden kommen lassen hat, in den Sozialen Medien als "Ratte, Verräter" und andere Dinge bis unter die Gürtellinie beleidigen und verunglimpfen, bleibt wohl das Geheimnis der Internet-Hater, die sich im Netz so stark fühlen und jegliche Kultur, jegliche Verhaltensregeln und Respekt vor dem Mitmenschen verlieren. Es ist ein sehr fragwürdiges Fanverhalten.
In dem Fall bekommt die volle Bandbreite Dennis Grote, der rot-weisse Kapitän, der verlängerte Arm des Trainers, das Hirn des RWE-Spiels und der viel umjubelte Held des 1:0-Siegtores gegen Schalke 04 II vor wenigen Wochen zu spüren. Noch mehr: Beim 1:0-Erfolg in Straelen wurden gar "Dennis Grote ist ein H... sohn"-Gesänge von einem Teil der RWE-Fans angestimmt. Einfach nur beschämend!
Die Frage darf an dieser Stelle erlaubt sein: Was hat Grote verbrochen, damit er so behandelt wird? Ja, er hat ein Angebot eines Ligakonkurrenten erhalten. Und ja: aufgrund seines Alters, der mit der Offerte attraktiven verbundenen Perspektive wollte Grote gerne nach Münster, wo er unweit der Hammer Straße wohnt, wechseln. Und, ja: er hat es ehrlich mit den RWE-Entscheidungsträgern kommuniziert. Und noch mehr: er hat es akzeptiert, dass er keine Freigabe erhält. Kurzum: er hat es professionell hingenommen - wie es sich gehört. Und auch als Kapitän der Mannschaft darf er sich mit solch einem verlockenden Angebot auseinandersetzen. Er hat nichts Verbotenes getan, viel mehr das, was in diesem Geschäft üblich ist.
Dennis Grote ist keine 18 Jahre alt mehr, auch keine 25. Er hat alles in seiner Karriere - von der Bundesliga bis Regionalliga erlebt. Er hat Angebote angenommen, abgelehnt, in seiner Karriere einige Verhandlungen geführt. Er ist ein Profi.
Warum ein großer Teil der RWE-Fans diesem Vollprofi es scheinbar plötzlich nicht zutraut wieder ein wichtiger Teil für die Neidhart-Elf zu sein und ihn währenddessen gefühlt zu einer "Persona non grata" erklärt, bleibt wohl ein Geheimnis dieser Leute. Denn der Flirt mit Preußen Münster sollte bei allem Respekt kein Argument sein.
Ein kleiner Tipp an die Fans, die oft nur die Geschehnisse rund um ihren Klub emotional und durch die Vereinsbrille betrachten: Auch so funktioniert das Profigeschäft im Fußball, wo RWE ja bekanntlich hin will und aktuell auch auf einem guten Weg ist - auch dank Dennis Grotes Top-Leistungen im Jahr 2021.